Frühlingsbrise für das neue Gartenjahr: Die Luft wird grüner
Im Vergleich zum Vorjahr, als es noch um einiges frostiger zuging, sorgte die erste Frühlingsstimmung am Freitag den 22.03.2024 für heitere Gemüter bei Kemptens Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern. Gut gefüllt war der Pfarrsaal von St. Ulrich, als es darum ging, das neue Vereinsjahr einzuläuten. Und das steht ganz im Zeichen der Natur.
Die Bilanz des ersten Amtsjahres der Doppelspitze, bestehend aus dem ersten Vorsitzenden Christopher Mathan und dem zweiten Vorsitzenden Kilian Gail, kann sich sehen lassen: Gleich mehrere größere Projekte wurden in Angriff genommen und erfolgreich umgesetzt. Wichtige Aufgaben, die den Verein maßgeblich beeinflussen, waren vor allem die Überarbeitung der Vereinssatzung und der Gartenordnung. Beide Schriftstücke waren im Vorfeld mit dem Vereinsausschuss umfangreich diskutiert und den Mitgliedern zugänglich gemacht worden, sodass sich hier kein Widerspruch seitens der Mitglieder erhob. Ein sensibleres Thema bildete hingegen die Finanzlage des Vereins. Der abtretende Kassenwart des Vereins, Dr. Frederik Wurst, gab einen Einblick in die harten Zahlen und betonte die Dringlichkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen, um den Verein liquide zu halten. In Zeiten allgemeiner Preisanstiege kein leichtes Unterfangen: Selbst kleine Erhöhungen der Mitgliedsbeiträge wollen aufgrund der vielfältigen sozialen Struktur des Vereins gut erklärt sein. Die Mehrheit hatte jedoch ein Einsehen, sodass der Sicherstellung der Finanzmittel nichts im Wege stand. Weit weniger kritisch: der neue „Look“ des Vereins. Neben einem neuen Logo wurde auch die Homepage aktualisiert, wodurch sich Mitglieder und Interessenten besser über den Verein und das aktuelle Geschehen informieren können.
Doch der – nicht mehr ganz – neuen Vereinsleitung liegt noch ein weiteres Thema am Herzen: die Natur. In ihrem Grußwort betonte Erna-Kathrein Groll, Dritte Bürgermeisterin der Stadt Kempten und Mitglied der Grünen, im Zeitalter von „Bio“ und „Nachhaltigkeit“ den wichtigen innerstädtischen Beitrag, den der Verein mit seinen Kleingartenanlagen leiste: „Sie wirken sich günstig auf das Stadtklima aus, da die intensiv bepflanzten Gärten Sauerstoff erzeugen, Staubbelastungen der Luft binden und gleichzeitig die Luft kühlen und befeuchten. Die unterschiedlichen Pflanzungen und Kleinbiotope der Kleingärten bieten auch einen wichtigen Lebensraum für Insekten und Kleintiere. Die Kleingärten tragen damit zu einer Verbesserung des ökologischen Gleichgewichts unserer Stadt bei.“ Zudem erwähnte sie lobend die Expertise der Vereinsmitglieder, wenn es um Pflanzen und Gestaltung geht, und so manches Mitglied hätte sich sicher gewünscht, dieses auch in Stadtprojekte einbringen zu dürfen. Denn Grün ist nicht gleich Grün, wissen die Fans der Naturgartenbewegung, deren Vertreter sich aktuell stetig häufen. Heimische Arten sind auf heimische Pflanzen und Unterschlupf angewiesen, um bestehen zu können – beides ist in aufgeräumten und getrimmten Städten nur bedingt zu finden. Zudem ist der Radius, in dem sich Insekten und Kleintiere bewegen, beschränkt, weswegen auch private Gärten, städtische Pflanzzonen und Parks als dringend notwendige „Inseln“ herhalten müssen – die Hoffnungen hier allein auf die Kleingärten zu legen ist leider nicht ausreichend.
Um ein Bewusstsein für das zu schaffen, was uns noch bleibt, bietet der Verein Bayerischer Kleingärtner e.V., wie der Kleingartenverein Kempten vollständig heißt, eine Zertifizierung zum Naturgarten an. Dieses wird seit 2021 von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, den Gartenbauvereinen und dem Landesverband Bayrischer Kleingärtner angeboten. Ein Fotowettbewerb soll nicht nur Homepage und Geschäftsstelle verschönern, sondern auch den Blick schärfen für das Schöne, das die Gärtnerinnen und Gärtner in ihren grünen Oasen umgibt – bleibt zu hoffen, dass sie sich noch lange daran erfreuen dürfen.