Kleingärtner ohne zweiten Vorsitzenden Stadtverband findet weder einen Stellvertreter noch ausreichend Beisitzer – Es droht Handlungsunfähigkeit des Vereins bei Ausfall des Vorsitzenden
Bei der Mitgliederversammlung des Vereins Bayerischer Kleingärtner – Stadtverband Kempten – standen neben dem Jahresrückblick, Kassen- und Revisionsbericht auch wieder Neuwahlen der Vorstandschaft an. Trotz intensiver Suche unter den über 700 Mitglieder des Vereins konnte das Amt des 2. Vorstandes nicht besetzt werden. Ein Novum in der bald hundertjährigen Geschichte des Vereins. „Das gab es noch nie“, so der Vereinsvorsitzende Manfred Keppeler. Der Verein ehrte zahlreiche Mitglieder aus den Gartenanlagen Auf dem Bühl und Westlicher Stadtweiher, die heuer 40-jähriges Bestehen feiern.
Als Vertreter der Stadt überbrachte Bürgermeister Josef Mayr auch im Namen des Oberbürgermeisters Thomas Kiechle die Grußworte an Mitglieder und Gäste. „Der Verein wurde 1919 gegründet und seitdem gibt es eine organisierte Gartenbewegung in Kempten“ waren seine einleitenden Worte. In der Geschichte des Vereins gab es durch die beiden Weltkriege schwierige Zeiten, die von Hunger und Not geprägt waren, zu überwinden. „Heute trägt der Garten zur gesunden Ernährung und Erholung bei,“ stellte er fest. Die Bewirtschaftung von 11 ha Land mit 348 Gärten erfolgt durch knapp 700 Pächter und Mitpächter. Der Verein leistet einen innerstädtischen Beitrag zur Erhöhung des Wohn- und Freizeitwerts und durch Schaffung von Lebensraum für Insekten und Kleintiere. Aber auch die soziale Bedeutung der Gärten als Ausgleich zum Berufsalltag und die Kontakte von mehreren Generationen untereinander seien sehr wichtig. Abschließend bedankte er sich für die Spendenaktion des Vereins zu Gunsten des Allgäu-Hospizes und die bisher geleistete Arbeit der Vorstandschaft.
In seinem Jahresrückblick erinnerte der Vorsitzende an zahlreiche Aktivitäten des über 700 Mitglieder zählenden Vereins. Dazu gehörten die Planung der Vereinsausflüge, die turnusmäßigen Gartenbegehungen, Gartenschätzungen und Weiterverpachtung der Parzellen ebenso wie die Vorstands- und Ausschusssitzungen. Nicht zuletzt galt es über 40 Neuanmeldungen im Vereinsbüro zu bewältigen. Als voller Erfolg stellte sich der Aufruf zu einer Spendenaktion an die Mitglieder und Gönner des Vereins für das Allgäu-Hospiz heraus. Im Juli konnte an den Hospizvereins-Vorsitzenden Josef Mayr ein weiterer Baustein in Höhe von 1.450 Euro vom Kleingartenverein übergeben werden. In gemeinsamer Aktion des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) und der Kleingärtner wurde gegen Jahresende ein Biotop mit Fledermausturm erstellt und eine Streuobstwiese als ökologische Aufwertung der Grünflächen in den Gartenanlagen angelegt. Den Kassenbericht trug der Kassenverwalter Andreas Ritter vor. Dieser beinhaltete, trotz einiger dicker Ausgabeposten, ein ordentliches Plus im abgelaufenen Gartenjahr in der Vereinskasse.
„Willst du Gottes Wunder sehen, musst du zu den Bienen gehen“ begann Anton Stiefenhofer vom Imkerverein Kempten-Oberallgäu seinem Vortrag bei den Kleingärtnern. Mit seinen 200 Mitgliedern ist er der größte im Landesverband und seit 24 Jahren aktiv. Seine Söhne und er betreuen ca. 120 Bienenvölker und den Lehrbienenstand im Weißholz. Die Bienen übernehmen 80 % der Bestäubung von Obstbäumen. Die Honigbiene ist ortstreu und fliegt solange denselben Baum an, solange dieser blüht. „Da wäre nicht nur die Natur arm dran und auch die Kleingärtner würden weniger profitieren, wenn es diese Insekten nicht gäbe“, meinte er. Mit 30-50000 bilden die Arbeitsbienen die Mehrzahl im Bienenstaat. Gerade den Kleingärtnern legte er ans Herz, in ihren Gärten auf Unkrautvernichter gänzlich zu verzichten, denn die Insekten seien durch viele Gefahren bedroht. Die Varroamilbe z.B., späte Fröste und besonders Glyphosat, mit denen Beikräuter in der Landwirtschaft großflächig vernichtet werden, setzen ihnen stark zu. Mit dem Wunsch an ein gutes, ertragreiches Gartenjahr und vielen Bienen im Garten, beendete er seine Ausführungen zum Vortragsmotto ‚Bienen im Kleingarten‘.
Nach den nicht gerade zufriedenstellenden Wahlen nahm der alte und neue Vorsitzende die Ehrung der langjährigen Mitglieder und Obleute mit Unterstützung von Bürgermeister Josef Mayr vor. Für 40-jährige Mitgliedschaft im Verein erhielten Emmi und Albert Schleich, Ingrid und Horst Ceeh, Elfriede und Hermann Knappich, Edeltraud und Karl Baptist, Regina und Georg Stechele, Waltraud und Egbert Ladwig, Heinz Ruchte, Rudolf Prestel, Inge Wagner und Ingrid Peuker die goldene Ehrennadel samt Urkunde und Präsent. Für 25 Jahre Treue zum Verein wurden Margit und Helmut Scholz, Michael Göppel und Sabine Blodau mit der silbernen Ehrennadel bedacht. Mit anerkennenden Worten für ihre langjährige Vereinsarbeit wurde die scheidende zweite Vorsitzende Friederike Binzer-Groß mit Dank und Präsent vom Vorsitzenden unter großem Applaus der Mitglieder verabschiedet. Für 10 Jahre Obmann-Tätigkeit wurden Andrea Robitt aus der Gartenanlage Am Wildmoosbach und Klaus Jäkel, aus der Anlage Westlicher Stadtweiher für ihren unermüdlichen Einsatz ausgezeichnet. Über drei Jahrzehnte stand der ehemalige Betriebshofleiter und Stadtgärtner der Stadt, Uwe Gail, dem Verein mit Rat und Tat zur Seite. Dafür sprach ihm der Vorsitzende seinen Dank und Anerkennung aus. Unter großem Applaus und einem kleinen Präsent wurde er von den Kleingärtnern in den (Un)Ruhestand verabschiedet.
Manfred Keppeler
Vorsitzender